... eindeutig, zweideutig? Nee, heute mal im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann immer alles besser machen, will ich aber gar nicht, nicht besser machen, sondern nur machen. Also mache ich jetzt einfach, nicht einfach, aber einfach so. Eineinhalb Jahre habe ich nicht geschrieben, auch nicht im Kopf, nicht in der Phantasie (ein Blogpost ist bei mir meistens im Kopf fertig und wird dann nur "abgetippt"), da war nichts fertig, und komischerweise hat es sich bei mir auch nicht unfertig angefühlt, sondern gar nicht angefühlt. Als legte jemand seine warme Hand auf meine Schulter und sagte, lass mal ruhen, was drängt dich. Ich glaube die Hand liegt noch immer da, denn noch immer folge ich dem durchwärmenden Gedanken, dass ich schon angekommen bin und nicht mehr rennen muss.
Bevor ich 2014 ohne Plan und Absicht aufhörte zu Bloggen, zu Nähen, zu Fotografieren, am gesamten Social Network teilzunehmen, beobachtete ich mich selbst und mir kamen immer mehr komische Fragen in den Sinn. Was ist Zeit? Was ist meine Zeit? Was ist Zeit für mich? Wie nutze ich meine Zeit? Wie vergeht meine Zeit? Wenn ich die Welt durch die Linse sehe, habe ich sie dann auch gesehen? Wenn ich für das Foto erlebe, habe ich dann auch erlebt? Warum nähe ich? Nähe ich für mich, für meine Spunke oder für den Blog? Blogge ich für mich oder für den Blog? Warum blogge ich? Was ist bloggen? Wissensvermittlung, Selbstdarstellung, Teilnehmen, Gesehenwerden? Will ich gesehen werden, fühle ich mich ungesehen? Bestimmt das Bloggen meine Zeit, mein Sehen, mein Nähen, mein Muttersein, mein Erleben?
Also weg mit dem ganzen Drumherum, weg mit Nagellack, Fotoapparat, Nähmaschine, Laptop, hohen Absätzen (oder überhaupt Schuhen), weg mit Telefon, Uhr, Facebook"freunden", Hobbys, Spiegelbildern, Vorbildern, Terminen und sehen..... was bleibt?! So manch einem würde bei diesem Gedanken schwindelig werden, aber ich habe tatsächlich alle Stoffe und Schnittmuster, Bücher, CDs, Dekosachen, Nagellacke, Schminke, Schmuck und so weiter verkauft oder verschenkt und Spunkynelda als Label gewerblich abgemeldet. Zwei Transporterladungen voll mit Zeug, um zu sehen - was bleibt!
Das was bleibt, ist witziger Weise das, was schon immer da war - Das, was man heute nicht mehr sieht - Das, was so einfach ist, dass man daran vorbei läuft, was man den Spunken nicht mehr erklärt , weil es zu unaufgeregt scheint - Das, was mehr Wissen und Geheimnisse in sich trägt, als man glaubt, worüber man doch nicht bloggen kann - Das, was mich gerade berührt, bewegt, beschäftigt und anhalten lässt...
Ein Alltagsschauspiel zu all dem was wir haben und wirklich brauchen: Du hast im Klamottenschrank zehn verschiedene lange Hosen. Ist es nicht eigentlich DIE Eine oder die Zwei, die du am liebsten jeden Tag anziehen würdest, weil diese eine einfach dein Ding ist. Sitzt gut, sieht gut aus. Aber eine ganze Woche, oder zwei die gleiche Hose anziehen? Oder den einen Pulli. Der passt perfekt, zwickt nicht, man schwitzt nicht drin, muss den Bauch nicht einziehen oder gucken, dass nichts verrutscht. Eigentlich würdest du den gerne jeden Tag anziehen, nein, du hast noch gar nicht darüber nachgedacht, wie es wäre wenn du ihn jeden Tag anziehen würdest. Wen stört es? Dich, die anderen, der Gedanke es könnte jemand denken du hast nur den einen oder wärst total verdreht mit nur ein und demselben Pulli? Wenn du krank alleine zu Hause bist, dann hast du ihn manchmal drei Tage am Stück an...
Man kann das noch weiterspinnen: Wir waschen unsere Wäsche nach jedem Tragen. Pulli, einen Tag an (besser 8 Stunden an, zu Hause und zum Schlafen, gibt es ja was frisches), nicht den Acker umgegraben, nicht gejoggt damit, nicht gekleckert. Nur im Büro gesessen. Abends: ab in die Wäsche. Der "sauber" 8-Stunden-getragene Pulli erhält eine Vollwaschung mit Waschmittel und Weichspüler. Was wäre, wenn du den Pulli aus der Maschine nimmst und er würde nach nichts riechen? Nicht nach frisch-gewaschen, nicht nach Vanille, nicht nach Cashmére. Unbefriedigend. Befremdlich. Erschreckend. Interessante Beschäftigungstaktik, um ganz ohne Umwege vom direkten Weg abzukommen. Klingt pubertär, banal, ist es auch. Wir machen es trotzdem so.
Kannst du es aushalten in den Urlaub zu fahren ohne Telefon und ohne Kamera. Für dich. Die Bilder in dir zu speichern für dich?
Kannst du in dein Badezimmer gehen und alles verwerfen, was Fremdgerüche mitbringt, Weichspüler, Parfüm, Bodybutter und das Leben riechen wie es riecht?
Warum das alles? Wieso jetzt, warum so? Nur so! Gedankenspiele, die mich inspirieren :-)
Ich wünsche euch einen wundervollen Hochfrühling mit all den Farben, Klängen und Gerüchen die es zu entdecken gibt...
eure Leene
P.S.: Eine kleine Anmerkung noch am Rande. Alle die mich wegen der Ebooks angeschrieben haben und meine Schnittmuster bei mir kaufen wollten: Ihr dürft meine Ebooks kostenfrei untereinander weitergeben und per Email verschicken. Ich erlaube die Weitergabe und Vervielfältigung für private Zwecke, da ihr sie nicht mehr bei mir erwerben könnt. Vielleicht kennt ihr ja den ein oder anderen im Netz, der die Schnittmuster an euch weiterleiten kann. Ich versuche demnächst einen kostenlosen Download-Link hier einzurichten, kann aber noch keinen Termin versprechen. Ich beantworte aus Zeitgründen keine Mails. Danke für euer Verständnis.