Donnerstag, 9. Mai 2013

Hinter den Kulissen

Designerin von Kindermode zu sein, ist ja eine hoch sensible Sache. Wir Erwachsenen sind da was unsere eigene Schönheit angeht seeehr tapfer: da wird im Winter einfach mal das Unterhemdchen weggelassen, ein kurzes Clubkleidchen ohne Strumpfhose zum Tanzabend  gewählt oder die Lieblingsballerinas ohne Socken bei Regenwetter getragen - einfach weil es schööön ist.
Und die noch mutigeren Models, die bei minus Zehn Grad auf den Schneegipfeln im Bikini posen, mit Stecknadeln im Rücken und Klebeband an den Brüsten. Heldenhaft!


Hier läuft das gaaanz anders: schon vor dem Zuschneiden muss mit dem Vorschulkind genaustens per Stoffmuster Haptik und Farbe besprochen werden, mit anschließendem Ich-werde-dieses-Stück-auch-wirklich-tragen-Schwur "Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen!"
Bei der Lieferung des Stoffes darf nur das betreffende Model das Päckchen mit dazugehöriger Kinderschere öffnen und es müssen UNBEDINGT Giveaways wie Gummibärchen oder Häkelblumen zur Rechnung dabei liegen. Dann stehen die Chancen gut und der Reinstoff wird schon vor der Verarbeitung trappiert ;-)


Bei der Idee des Schnittes gibt es 23.577 Sachen die bedacht werden müssen:
#1 Bequemlichkeit bei allen Bewegungsrichtungen (krabbelnd, kletternd, rollend, purzelbaummachend, laufradfahrend, im Autositz-schlafend)
#2 Pflege und Robustheit (Roben auf dem Gras, Hüpfen in Matsch, Himbeereisessend, krabbelnd über Steinboden, Schals und Pulliärmel müssen zudem auf Reißfestigkeit geprüft werden, falls sie als Pferdekutschenzügel eingesetzt werden; Taschen und Mützen brauchen besondere Füllfähigkeit und Dehnbarkeit, da die Möglichkeit besteht, dass das gesamte Kinderzimmer darin aufbewahrt wird)
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#587 Tragbarkeit und Kombination (wieviele gefütterte Kapuzen kann ein Kinderrücken ineinander gesteckt tragen; wieviele Farben und Muster an Mütze, Schal, Jacke, Pulli, Strumpfhose, Socke, Schuhe lassen sich maximal kombinieren; passen Poncho und Flügelärmchen in die Regenjacke)
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#9.256  Auflagen der Institutionen ("Verbot von Einteilern" zur Verbesserung des Töpfchentrainings)
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 #23.576 Nachhaltigkeit und Langlebigkeit (wieviele Geschwisterkinder können es folgend tragen, ist es für beide Geschlechter tauglich; kann das Kleidungsstück über mehrer Größen mitwachsen)
#23.577  Style (sieht es cool, einmalig, besonders aus; gefällt es auch Papa und Oma - wäre ja schon wenn sie es anlässlich des ersten Geburtstages bezahlen könnten *SMILE)


Präsentation und Anprobe:
 Ja, und dann ist es da, das Neue, Designers ganzer stolz und dann geht es ran an das Model. Verschiedene Taktiken schießen durch meinen Kopf 
a.) so tun als wäre nix und einfach anziehen und fotographieren
b.) das Kind vorher einweihen und fragen ob es posen kann
c.) ein fremdes Kind als Model einkaufen
d.) das Kind mit loben und motivieren mit "UUhh" und "Ahhh" und schau mal wie schick , dann will es ganz selbst fotographiert werden
e.) Bestechen !!! *zwinker

Dann wird wochenlang der Wetterbericht studiert, auf den "schönsten, hellsten Tag des Jahres" gewartet, gehofft dass die oben beschriebende Taktik die richtige ist und 100 Fotos geschossen oder festgestellt, dass hier irgendwas nicht stimmt oder passt

Wenn alles klappt, dann landet das fertige Kleidungsstück im Kleiderschrank meines Kindes und manchmal auch im Shop. Und wenn ALLE Punkte erfolgreich waren, dann wird will es mein Kind auch zum Schlafen anbehalten und macht einen auf Model *zwinker


Hach ja, es ist so schön spannend! Ich liebe meine Arbeit...

~eure Leene


 

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